Gelb steht dir!

Aus dem Leben eines Superschnüfflers


Guttmann, der Bulle, wollte, dass ich ihn in ein Outlet bringen sollte, und oben im Norden, gleich an der Grenze, wusste ich eines, das ich von früher kannte. Kein Designer-Outlet, sondern eher etwas für Fernfahrer, die dort den Straßenstrich frequentierten. Oder für Bauern, die ihre Gülle auf den umliegenden Feldern ausbrachten und dann schnell zur Nutte gingen, bevor sie wieder zur niederösterreichischen Bäuerin in die warme Stube mussten.

Ich fragte: „Was steht denn auf dem Einkaufszettel?“

Und er sagte: „Zwei bequeme Frühlingsblousons zum Preis von einem.“

Da er schon über sechzig war, war es eigentlich überflüssig, ihn das zu fragen, aber ich tat es dann trotzdem: „Braune?“

„Ja, warum denn nicht braue? Und zwei Cordhosen nehme ich auch gleich mit dazu.“

„Zum Preis von einer?

„Natürlich.“

„Braune?“

„Ja, warum denn nicht? Hauptsache robust und strapazierfähig.“

Ich sagte: „Kauf dir doch mal was Gelbes! Gelb steht dir!“

Braun aber machte mich trübsinnig, und Cordhosen erst recht.

Ich wollte ich ihn eigentlich nicht dort hin bringen, aber ich hatte einen langen Winter hinter mir, während dem ich wirklich viel geschlafen hatte, und die Frühlingsmüdigkeit steckte mir noch tief in den Knochen. Da war es vielleicht ganz gut, wieder mal etwas zu unternehmen. Außerdem lag an der Grenze dort oben auch der Klub Skandalös, und für den hatte ich noch einen Konsumations-Gutschein von Dirty Willi in wirklich ansehnlicher Höhe übrig, den er mir mal zu einem früheren Geburtstag geschenkt hatte und den ich nun dringend einlösen musste, sonst würde er verfallen. Kann sein, dass die Ladies noch behaart waren, als er den für mich gekauft hatte! Aber ich hatte einfach keine Zeit, ihn zu konsumieren.

Wir fuhren also gemütlich dort hinauf in meinem Datsun 280ZX, und aus dem Oldies but goldies Sender hörten wir In a gadda da vida, als das frühlingshafte Sonnenlicht bei der Beifahrerseite hereinfiel - gerade, als ich mir Guttmann in seinem grauen Blouson und seiner braunen Cordhose noch mal etwas genauer anschaute, aus den Augenwinkeln heraus. Sein Kopf fiel dabei während der Fahrt immer wieder nach vorne, weil er selbst noch von der Frühlingsmüdigkeit geplagt und dauernd am Einschlafen war.

Dabei verrutschte sein Schal, den er im Frühling trug wie die Ladies ihre umgehängten Jäckchen, und ich sah eine dicke, rote Beule an seinem Nacken, zum Glänzen gebracht eben vom frühlingshaften Licht. Ich schlug hart gegen seine Schulter und sagte: „Verdammt, Gutti, was ist denn das für eine scheiß Beule da an deinem Nacken? Ist das Krebs?“ Ich wollte schon hinfassen und daran herumdrücken, aber da erschrak er und schrie mich an: „Finger weg!“ In einer Mischung aus Verzweiflung und Scham. Plötzlich machte ich mir echt Sorgen und sagte: „Was, wenn diese Beule platzt? Dann ist mein Wageninneres ganz versaut!

Oben an der Grenze angekommen, parkte ich mich vor dem Klub Skandalös ein und drehte den Motor ab. Gutti fragte, warum wir hier parkten, und wo denn nun dieses Outlet sei. Ich holte den Gutschein heraus und deutete auf das Neoschild mit der tanzenden Lady, dabei sagte ich: „Scheiß jetzt mal auf das Outlet, Gutti. Ich hab da noch diesen Gutschein und lade dich auf die da oben ein. Kann ja sein, dass dir die Zeit davonläuft, das Teil da hinten an deinem Nacken sieht wirklich nicht gut aus.“

Er war gerührt und sagte: „Danke.“

Und nachdem wir ausgestiegen waren, fragte er noch: „Glaubst du wirklich, dass mir Gelb stehen könnte?“

Ich klopfte ihm auf die Schulter und sagte: „Aber natürlich, Gutti.“

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