Hallo wie gehts?
Simon (59) und Petra (54) geht es gut. Sogar sehr gut, seit sie ihre eigenen Feinbrände und Liköre herstellen und unter ihrem Markennamen Simon-Enzenreith vertreiben. Zwar ist ihr eigener Garten nur einen halben Hektar groß, und die Anzahl der Bäume dort können sie gar nicht genau benennen, „weil alte wegsterben und neue dazugesetzt werden.“ Allerdings haben sie „einen irre großen Freundeskreis, wo sich niemand mehr um das Obst im Garten kümmert“, weil das Obst zu ernten vielen zu aufwändig wäre. „Und voriges Jahr war es wirklich so, dass alle angerufen und gesagt haben: Bitte kommt vorbei, holt euch, was ihr wollt, bitte bitte nehm euch mit!“
Da sind sie dann mit ihrem „Gott seid Dank geländegängigen Auto mit großer Ladefläche“ herumgefahren und klaubten das Obst mit eigenen Händen zusammen, was ihnen aber sowieso nicht nur recht, sondern auch wichtig ist, denn: „Wir wollen ja wissen, was reinkommt in unsere Brände und Liköre, nichts Verfaultes, nichts Schmutziges, nichts künstlich Gedüngtes, kurz - die reine Natur.“
So haben sie also klein angefangen. Nachdem sie nun aber immer mehr Zugang zu immer mehr Obstsorten haben, ist auch die Produktvielfalt gewachsen: „Apfel, Birne, Zwetschge, Marille, wenn’s Wetter passt Pfirsich, sehr viel sortenreine Quitte für die Klaren, und für die Liköre noch Brombeere, Heidelbeere, Zirbe, Lercherl, Fichte oder Kräuter.“
Als sie auch noch stolze Besitzer von 2,5 Hektar Wald wurden, waren sie plötzlich Nebenerwerbslandwirte, was ihnen den Verkauf der Liköre ermöglicht - die Brände hingegen müssen beim Zoll angemeldet werden. Produziert wurde die längste Zeit in ihrem 300 m2 großen Wohnhaus in Enzenreith. „Wir hatten kein Nebengebäude und keinen Schupfen“, sagt Petra, „die Plutzer standen bei uns überall herum, sogar im Schlafzimmer.“ Bis sie vom Nachbarn einen 100 m2 großen Schupfen anmieteten.
Die Leute würden meist glauben, die Arbeit funktioniere wie folgt: „Juhuu, jetzt kommt das Obst mit dem Tieflader, das schütte ich oben rein und unten kommt fixfertig der Brand heraus!“ In Wahrheit stecke dahinter natürlich sehr viel Arbeit. „Weil wir brennen erstens noch herkömmlich mit Holz, und natürlich brennen wir zweitens doppelt. Und dann musst du auch noch die Ruhezeit der Spirituosen mitrechnen.“ Das Zerkleinern und Morschen des Obstes lassen sie freilich mittlerweile in Zöbern erledigen.
„Momentan haben wir 150 bis 200 Liter fertig“, sagt Harri. Davon verkaufen sie viel an das Gasthaus Diewald in Raach, „und auch sonst verkaufen wir sehr gut, wenn ich ehrlich bin“, sagt Petra. „Die Leute bestellen per Whatsapp oder kaufen beim Weihnachtsmarkt in Reichenau ein, das ist unsere Hauptverkaufsgeschichte. Die paar Tage dort machen jedes Jahr richtig Spaß, es ist zwar saukalt, aber es kommen Einheimische genauso wie Wiener oder Italiener, und nicht wenige fragen mittlerweile: Was können sie mir heuer empfehlen?“ Im vollen Vertrauen darauf, dass sie hervorragend beraten werden.
Der Ternitzer Künstler und Maler Bernd Püribauer hat ihnen die schönen Etiketten gefertigt, was ihren Absatz noch einmal anschob, wie sie sagen. Sie verkaufen unter Simon-Enzenreith, seit sie sich letztes Jahr mit einem Technischen Büro gleichen Namens selbstständig gemacht haben. Und damit es keine Verwechslung mit dem Genussheurigen Simon in Mollram gibt, „den wirklich Gott und die Welt kennt, der spielt in der höchsten Liga.“ Darum hörten sie lange Zeit, wenn sie sich vorstellten, immer wieder die Frage: „Simon? Ah, aus Mollram?“ Um also nicht immer „Nein, aus Enzenreith!“ antworten zu müssen, haben sie den Ortsnamen gleich mit in die Marke genommen, mit Einverständnis des Bürgermeisters natürlich, der sich darüber gefreut hat, weil der gute Ruf der Brände und Liköre nun auch auf Enzenreith abfärbt. Einziges Problem nun: „Jetzt fragen die Leute, wer von uns beiden Enzenreith heißt!“
Bald wird diese Frage niemand mehr stellen, denn: „Früher war es so, dass wir die Flaschen mitgenommen haben, wenn wir Freunde besucht haben, und die haben dann gesagt: Maah, ist der guad!“ Was sie die Frage stellen ließ: Meinen die das ernst, oder sagen sie das nur, weil wir Freunde sind. Also reichten sie 2017 Proben für „Schnaps im Schloss“ ein, die Edelbrand- und Likörprämierung im Schloss Reichenau. Monate später trudelte ein Brieferl ein des Inhalts, sie hätten dort eine Bronzemedaille gewonnen, und gleich darauf wurde ihnen auch die Medaille geschickt. Dann trafen sie einen Freund, der fragte: „Warum ward ihr nicht dort? Ihr wurdet aufgerufen? Das war hochoffiziell im feierlichen Rahmen!“ Da erst verstanden sie den Wert dieser Auszeichnung, und sie fühlten sich irgendwie angekommen.
Längst holen sie sich die Preise selbst ab. Beispielsweise haben sie heuer Mitte März bei der „Ab Hof Messe“ in Wieselburg - „wo wirklich viele Produkte vom Honig über den Speck bis zur Wurst prämiert werden“ - wirklich „abgeräumt“, wie Petra sagt. Die Schnapsverkoster dort sind keine Trankler, sondern richtige Profis, die nach Geruch, Optik und Geschmack urteilen. „Gott sei Dank“, sagt Petra, „hat sich in der Trinkkultur ja etwas verändert, denn wir kennen das ja alle noch von früher: Owe damit – Waaaah, der brennt! – Einmal durchbeuteln! – Waah, der is guad!“ Sie hingegen empfehlen, sich Zeit zu lassen, gerne eine halbe Stunde für ein Stamperl, „das ist ähnlich der Whiskeykultur.“ Sie selbst lassen sich sogar so viel Zeit, dass sie – „Wenn es viele sind!“ - gerade mal auf zwei Stamperl pro Quartal kommen. „Wenn wir uns halt überessen haben“, lachen sie.
Und für alle Fans (oder die, die es noch werden wollen) haben sie abschließend noch einen Insidertipp parat: „Den letzten Tropfen leerst du auf deine Hand“ – Dorthin, wo die Verbrecher ihre drei Punkte tätowiert haben oder der Schnupftabakfan seinen Schnupftabak hingibt - , „dann riechst du konzentriert daran und erkennst: Ahhh, die Zwetschge! Aaaah, die Marille!“ Und wenn du nach drei Minuten noch immer die Zwetschge oder die Marille riechst, dann kannst du das Stamperl mit dem Schnpas im Prinzip weghauen, weil dann ist er mit künstlichen Aromen verstärkt wie bei einem Parfum.
„Das Naturaroma des wahren Edelbrandes hingegen hat sich da längst verflüchtigt…“
Talking to the people
Simon (59) und Petra (54) geht es gut. Sogar sehr gut, seit sie ihre eigenen Feinbrände und Liköre herstellen und unter ihrem Markennamen Simon-Enzenreith vertreiben. Zwar ist ihr eigener Garten nur einen halben Hektar groß, und die Anzahl der Bäume dort können sie gar nicht genau benennen, „weil alte wegsterben und neue dazugesetzt werden.“ Allerdings haben sie „einen irre großen Freundeskreis, wo sich niemand mehr um das Obst im Garten kümmert“, weil das Obst zu ernten vielen zu aufwändig wäre. „Und voriges Jahr war es wirklich so, dass alle angerufen und gesagt haben: Bitte kommt vorbei, holt euch, was ihr wollt, bitte bitte nehm euch mit!“
Da sind sie dann mit ihrem „Gott seid Dank geländegängigen Auto mit großer Ladefläche“ herumgefahren und klaubten das Obst mit eigenen Händen zusammen, was ihnen aber sowieso nicht nur recht, sondern auch wichtig ist, denn: „Wir wollen ja wissen, was reinkommt in unsere Brände und Liköre, nichts Verfaultes, nichts Schmutziges, nichts künstlich Gedüngtes, kurz - die reine Natur.“
So haben sie also klein angefangen. Nachdem sie nun aber immer mehr Zugang zu immer mehr Obstsorten haben, ist auch die Produktvielfalt gewachsen: „Apfel, Birne, Zwetschge, Marille, wenn’s Wetter passt Pfirsich, sehr viel sortenreine Quitte für die Klaren, und für die Liköre noch Brombeere, Heidelbeere, Zirbe, Lercherl, Fichte oder Kräuter.“
Als sie auch noch stolze Besitzer von 2,5 Hektar Wald wurden, waren sie plötzlich Nebenerwerbslandwirte, was ihnen den Verkauf der Liköre ermöglicht - die Brände hingegen müssen beim Zoll angemeldet werden. Produziert wurde die längste Zeit in ihrem 300 m2 großen Wohnhaus in Enzenreith. „Wir hatten kein Nebengebäude und keinen Schupfen“, sagt Petra, „die Plutzer standen bei uns überall herum, sogar im Schlafzimmer.“ Bis sie vom Nachbarn einen 100 m2 großen Schupfen anmieteten.
Die Leute würden meist glauben, die Arbeit funktioniere wie folgt: „Juhuu, jetzt kommt das Obst mit dem Tieflader, das schütte ich oben rein und unten kommt fixfertig der Brand heraus!“ In Wahrheit stecke dahinter natürlich sehr viel Arbeit. „Weil wir brennen erstens noch herkömmlich mit Holz, und natürlich brennen wir zweitens doppelt. Und dann musst du auch noch die Ruhezeit der Spirituosen mitrechnen.“ Das Zerkleinern und Morschen des Obstes lassen sie freilich mittlerweile in Zöbern erledigen.
„Momentan haben wir 150 bis 200 Liter fertig“, sagt Harri. Davon verkaufen sie viel an das Gasthaus Diewald in Raach, „und auch sonst verkaufen wir sehr gut, wenn ich ehrlich bin“, sagt Petra. „Die Leute bestellen per Whatsapp oder kaufen beim Weihnachtsmarkt in Reichenau ein, das ist unsere Hauptverkaufsgeschichte. Die paar Tage dort machen jedes Jahr richtig Spaß, es ist zwar saukalt, aber es kommen Einheimische genauso wie Wiener oder Italiener, und nicht wenige fragen mittlerweile: Was können sie mir heuer empfehlen?“ Im vollen Vertrauen darauf, dass sie hervorragend beraten werden.
Der Ternitzer Künstler und Maler Bernd Püribauer hat ihnen die schönen Etiketten gefertigt, was ihren Absatz noch einmal anschob, wie sie sagen. Sie verkaufen unter Simon-Enzenreith, seit sie sich letztes Jahr mit einem Technischen Büro gleichen Namens selbstständig gemacht haben. Und damit es keine Verwechslung mit dem Genussheurigen Simon in Mollram gibt, „den wirklich Gott und die Welt kennt, der spielt in der höchsten Liga.“ Darum hörten sie lange Zeit, wenn sie sich vorstellten, immer wieder die Frage: „Simon? Ah, aus Mollram?“ Um also nicht immer „Nein, aus Enzenreith!“ antworten zu müssen, haben sie den Ortsnamen gleich mit in die Marke genommen, mit Einverständnis des Bürgermeisters natürlich, der sich darüber gefreut hat, weil der gute Ruf der Brände und Liköre nun auch auf Enzenreith abfärbt. Einziges Problem nun: „Jetzt fragen die Leute, wer von uns beiden Enzenreith heißt!“
Bald wird diese Frage niemand mehr stellen, denn: „Früher war es so, dass wir die Flaschen mitgenommen haben, wenn wir Freunde besucht haben, und die haben dann gesagt: Maah, ist der guad!“ Was sie die Frage stellen ließ: Meinen die das ernst, oder sagen sie das nur, weil wir Freunde sind. Also reichten sie 2017 Proben für „Schnaps im Schloss“ ein, die Edelbrand- und Likörprämierung im Schloss Reichenau. Monate später trudelte ein Brieferl ein des Inhalts, sie hätten dort eine Bronzemedaille gewonnen, und gleich darauf wurde ihnen auch die Medaille geschickt. Dann trafen sie einen Freund, der fragte: „Warum ward ihr nicht dort? Ihr wurdet aufgerufen? Das war hochoffiziell im feierlichen Rahmen!“ Da erst verstanden sie den Wert dieser Auszeichnung, und sie fühlten sich irgendwie angekommen.
Längst holen sie sich die Preise selbst ab. Beispielsweise haben sie heuer Mitte März bei der „Ab Hof Messe“ in Wieselburg - „wo wirklich viele Produkte vom Honig über den Speck bis zur Wurst prämiert werden“ - wirklich „abgeräumt“, wie Petra sagt. Die Schnapsverkoster dort sind keine Trankler, sondern richtige Profis, die nach Geruch, Optik und Geschmack urteilen. „Gott sei Dank“, sagt Petra, „hat sich in der Trinkkultur ja etwas verändert, denn wir kennen das ja alle noch von früher: Owe damit – Waaaah, der brennt! – Einmal durchbeuteln! – Waah, der is guad!“ Sie hingegen empfehlen, sich Zeit zu lassen, gerne eine halbe Stunde für ein Stamperl, „das ist ähnlich der Whiskeykultur.“ Sie selbst lassen sich sogar so viel Zeit, dass sie – „Wenn es viele sind!“ - gerade mal auf zwei Stamperl pro Quartal kommen. „Wenn wir uns halt überessen haben“, lachen sie.
Und für alle Fans (oder die, die es noch werden wollen) haben sie abschließend noch einen Insidertipp parat: „Den letzten Tropfen leerst du auf deine Hand“ – Dorthin, wo die Verbrecher ihre drei Punkte tätowiert haben oder der Schnupftabakfan seinen Schnupftabak hingibt - , „dann riechst du konzentriert daran und erkennst: Ahhh, die Zwetschge! Aaaah, die Marille!“ Und wenn du nach drei Minuten noch immer die Zwetschge oder die Marille riechst, dann kannst du das Stamperl mit dem Schnpas im Prinzip weghauen, weil dann ist er mit künstlichen Aromen verstärkt wie bei einem Parfum.
„Das Naturaroma des wahren Edelbrandes hingegen hat sich da längst verflüchtigt…“