Gerda Rogers

Foto: Clemens Trischler

Sie kommt gerade aus Linz, wo sie lange gelebt hat und heute ihre zweite astrologische Praxis betreibt. Gleich wird sie aus Baden, wo sie heute lebt und ihre erste Praxis betreibt, zu einem Empfang beim Bundespräsidenten nach Wien fahren. Dazwischen hat sie kurz Zeit für mich: Als Fisch, kommt sie gleich auf ihr Lieblingsthema zu sprechen, hätte ich ja den richtigen Beruf gewählt und würde mich sicher gerne in meiner Bibliothek verkriechen! Bevor ich das tue, frage ich sie, die Sterndeuterin, ob sie als Kind gerne Der kleine Prinz gelesen hätte, der ja oben bei den Sternen wohnte? Der interessierte sie als freilich gar nicht, sie mochte die Bücher von Erich Kästner.

Als junge Frau zog sie nach Rom und wandte sich der Astrologie zu, sie las alles von Liz Green, dazwischen aber auch Schnee am Kilimandscharo von Hemingway, der sie begeisterte, oder Biografien von Marlene Dietrich und Curd Jürgens. Romantische Bücher, in denen „das Schicksal“ entscheidet, ließ sie hingegen aus. Italien liebt sie immer noch, vor allem Venedig, wo sie bis heute regelmäßig hinfährt. Dort fand sie neulich die Autobiografie von Peggy Guggenheim - Ich habe alles gelebt, ihr absolutes Lieblingsbuch. „Wenn ich dort bin, muss ich in ihren Palast und ihre Aura atmen, muss mir die Gemälde und Skulputuren der Künstler anschauen, die sie gefördert hat. Das ist ein Muss für mich.“

Peggy Guggenheim, so heißt es über sie, sammelte Männer (Jackson Pollock, Max Ernst, Marcel Duchamp u.a.) und Kunst - „Die Männer gingen, die Kunst blieb.“ Sie beschreibt im Buch ihren mächtigen Clan und die provokanten Ausstellungen, für die sie berühmt wurde. „Privat hat sie nichts ausgelassen, sie tanzte auch bis zur Ekstase nackt am Tisch, da kann man nur lernen von ihr! Ja, sie hat wirklich alles gelebt“, lacht Gerda Rogers. „Ich hingegen habe bisher nur fast alles gelebt.“ Und die Kunst? „Wie sie die Künstler alle beschreibt – herrlich!“ In Gedanken hat sie sich dann sogar ein kleines der im Buch beschriebenen Kunstwerke gekauft. „Träumen wird man ja noch dürfen!“, lacht sie wieder ihr typisches Lachen und rauscht dann ab zum Empfang.

26.06.2023 im Standard

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