Abu

Foto: Rebhandl

Abu ist 19, es geht ihm gut. Ich treffe ihn in Windischgarsten, wo ich gerade meine Mutter im Heim besucht habe und auf dem Weg zurück zum Bahnhof bin. Vorbeigehende Kinder grüßen ihn, er ist hier bekannt. Wir haben uns im Sommer 2016 kennengelernt, als ich mit meiner Tochter öfter im örtlichen Freibad war, wo auch er mit seiner Familie, die hier im November 2015 in einer Gartenpension Unterkunft gefunden hatte, gerne seine Tage verbrachte. Er war ein aufgeweckter, freundlicher Bub, so alt wie meine Tochter, und erzählte uns, dass sie aus Afghanistan kamen. Sein Vater musste sich damals vom Bademeister, wenn er im Wasser war, anhören: „Du nicht immer so viel ausspucken tun!“ Wir luden die Familie einmal zu unserem Haus ein, und sie kamen alle mit dem Fahrrad. Danach sahen wir uns nie wieder.

„Ich habe die Sprache schnell gelernt“, erzählt er, „für Jugendliche ist es leichter, man findet schnell Freunde, dies, das, aber für die Eltern war es schwieriger. Ich bin ein Jahr in die Volksschule gegangen und vier Jahre in die Hauptschule, dann vier Jahre HTL in Steyr.“ Und jetzt arbeitet er als Mechaniker beim größten regionalen Schotterproduzenten. Die örtlichen Discotheken hat er nie besucht, „für mich war immer nur arbeiten wichtig.“ Motoren zu zerlegen, herumschrauben – „egal ob Motorsäge oder das Moped von der Schwester…“ – das war seins. Der Vater hat Arbeit im größten Hotel des Ortes gefunden, in dem auch die Österreichische Fußballnationalmannschaft ihre Trainingslager absolviert, die Schwester hat schon eigene Kinder. Im Ort stehen Geschäfte leer, der Bäcker hat zugesperrt, ohne Zuwanderer, die hier arbeiten, wäre es noch schwieriger.

„Windischgarsten ist sehr schön, sehr ruhig, die Natur ist herrlich“, sagt er. Hier fährt er am Wochenende gerne mit dem Rad „bis nach Roßleithen“, und im Sommer geht er „nach der Arbeit oft ins Freibad planschen.“ Die Discoteheken und Lokale hat er nie besucht, „für mich war immer nur Arbeit wichtig.“

Wie man sich integriert? „Man muss offen sein, neugierig, darf nicht nur mit den eigenen Leute etwas machen, sondern schauen, wer hier lebt, was sie tun.“ Das hat er schon damals als Bub im Freibad getan, vor bald zehn Jahren. Jetzt ist er ein junger Mann, der genüßlich an seiner Zigarette zieht. Fotografiert werden möchte er nicht: „Das mag ich nicht so gerne“, lacht er.

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