Florian und Markus

Foto: Rebhandl

Im Vogelweidpark hinter der Lugner treffe ich Markus. Er ist 27 Jahre alt, es geht ihm gut. Er hat gerade sein Physik-Studium abgeschlossen und überlegt nun, was er mit seinem kommenden Leben anstellen soll. Das Studium war anspruchsvoll, er spürte durchaus auch Druck, „aber ich hab mich wahrscheinlich leichter getan als andere.“

Hier steht er nun also mit blauem Müllsack und „handelsüblicher Greifzange“. Damit sucht er am Rasen, in der Erde, in den Sträuchern, im Gebüsch oder auch am Spielplatz nach kleinem und kleinstem (Plastik)abfall. Schaut man mit ihm auf den Rasen, findet man buchstäblich überall Plastikmüll. „Ganz deprimierend: Dreckige Plastiksackerl, die sich seit Jahren in den Sträuchern oder Bäumen befinden, die sich zu ekelhaften Streifen auflösen und die ich dann minutenlang herausziehe.“ Er nähert sich den Grünen erst an, darum will er nicht fotografiert werden.

Hinzu kommt Florian. Er ist 33, und auch ihm geht es gut. Er trägt die grüne Jacke der Grünen und erzählt, dass sie heute auch schon Unmengen Silversterknaller gesammelt hätten. Das Problem bei den Parks wäre, dass man micht einfach mit Reinigungsmaschinen oder Absaugegeräten druchfahren kann wie auf der Straße. Auch hier ist Grün gegenüber dem Asphalt benachteiligt. „Park bekommen nicht die Pflege, die der Straßenraum bekommt“, sagt er.

Einen Grund für die Vermüllung sieht er darin, „dass es im 15. Bezirk viele Menschen und wenige Parks gibt. Wenn mehr Menschen aufeinander picken, wird der Park entsprechend dreckiger sein. Ich würde nicht individuelle Bösewichte heraussuchen“, sagt er. „Wenn einer von hundert seinen Dreck liegen lässt, können die anderen 99 nichts dafür, müssen aber im dreckigen Park sitzen. Und wenn ein Park zehnmal mehr genützt wird als ein anderer, ist dieser eine zehnmal öfter da.“ Und haut dann vielleicht auch zehnmal so vieleTschickstummel weg, die sie mit einer Spitze an ihrer Greifzange anstechen können. „Tschickstummel sind extrem giftig!“

Heute sammeln hier zehn Leute: „Das ist ganz gut, es geht schon was weiter in eineinhalb Stunden. Der Park wird nicht sauber sein, aber man wird sehr, sehr viele Kilo Plastik hinauskriegen. Wir haben das im Herbst schon gemacht, und jetzt gehen wir jeden zweiten Samstag im Monat in einen anderen Park. “ Angefeindet wurden sie dabei überraschenderweise noch nicht, überraschenderweise, weil man ja heute für alles angefeindet wird. Bei den Grünen gehören Sammelaktionen aber zur DNA, sagt er. „Das ist down to earth, da kann jeder mitmachen. Und man hat das Gefühl, etwas getan zu haben.“ Heute haben sich schon zwei Leute angeschlossen, die er zuvor noch nie gesehen hat. Sage also keiner, es gebe keine guten Nachrichten mehr.

Zurück
Zurück

Charly

Weiter
Weiter

Die Hl. Drei Königinnen