Voller die Glocken nie hingen

Aus dem Leben eines Superschnüfflers


Voller die Glocken nie hingen

Ich lag seit Stunden in der Wanne, hatte einen fetten Joint im linken Mundwinkel und einen vollen Becher Russenschnaps in der rechte Hand, als die Schelle läutete. Ich drückte auf Grün und sagte: „Superschnüffler Rock Rockenschaub löst auf alle Fälle alle Fälle, was kann ich für Sie tun?“

Es war Willi das Schwein, dem oben am Gürtel sein Dirty Willis Swedish Pornhouse gehörte. Er spielte dort während der Weihnachtsfeiertage verlässlich alle Voller die Glocken nie hingen-Filme mit Fred Bull und Titt Eklund in den Hauptrollen, die beide auf ihre Art mit sehr ansehnlichen Glocken ausgestattet waren. Gerade in diesen Tagen war es ja von überragender Bedeutung, die Werte des christlichen Abendlandes auf die Leinwand zu bringen, und weiß Gott, das tat Willi auch!  

Aber nun sagte er mir, dass er heuer bereits vor Weihnachten nach Thailand aufbrechen würde, obwohl er sich dort letzten Winter einen hartnäckigen Virenstamm aus dem Arsch einer kleinen Thailänderin mit nach Hause genommen hatte. Ich sagte: „Och, bleib doch bei uns, Willi! Wir feiern alle zusammen im Texas Tabledance!“ Aber er wollte lieber ganz schnell nach Thailand aufbrechen und nicht nach Texas, also sagte er: „Frohe Weihnachten, falls wir uns nicht mehr sehen!“ Und drückte mich weg.

Ich hüpfte aus der Wanne, ließ das H2O abtropfen, und zog die Fellstiefel an, die sehr gut zu meinem bodenlangen Ledermantel passten. Dann latschte ich hinunter auf den Brunnenmarkt, wo ich bei Abdullah einen kleinen Plastikbaum mit 20 Kerzen und drei Meter Kabel dran besorgte, für 50 Eier cash. Damit bog ich zu meinem Kumpel Lemmy hinunter, der in einer ehemaligen Pizzeria sein Oregano Speziale verkaufte, im Souterrain.

Schon bevor ich seine Türe öffnete, stand ich in einer dicken Wolke aus süsslichem Rauch, wodurch man unweigerlich in den Flow geriet, und das nicht nur zu Weihnachten. So sorgte Lemmy das ganze Jahr über für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen, denn auch die Abdullahs latschten alle durch seine Wolke hindurch und hatten dann keine Lust mehr, irgendwelche Schwerter zu schwingen. Ich drückte Lemmy den Baum in den Hand, und er mir ein vorbereitetes Päckchen Origano mit Masche dran, dann sagten wir: „Frohe Weihnachten, falls wir uns nicht mehr sehen!“ Und sehen konnten wir uns jetzt schon nicht mehr, weil seine Bude so verraucht war!

Bei Jolanda drüben im Hard & Heavy, wo ich mir einen Topf Bohnensuppe genehmigte, traf ich schließlich Kubelka, den Psychofuzzi. Er war an Weihnachten immer einsam wie ein leeres Grab, versuchte aber, mir ein Problem damit anzuhängen: „Weißt du was, Rock. Ich glaube, du hast ein echtes Problem mit Weihnachten!“

Ich setzte ihn in meinen Datsun 280ZX hinein, und gemeinsam fruhen wir hinauf zum Texas Tabledance, wo wir mit ein paar kühlen drinks und der sehr heißen Foxy Neswatschil feierten, die sich als Engelchen verkleidet an der Stange verausgabte. Als kleines Geschenk für uns alle legte sie dann sogar ihre Flügelchen ab, was sie aber nie ablegte, das waren ein Paar 12 cm Stilettos und ihre gute Laune. Und die war in diesen Tagen wichtiger war als alle Gebete.

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