Frühjahrsmüde
Aus dem Leben eines Superschnüfflers
Frühjahrsmüde
Ich musste noch zwei Kerle aus Dirty Willis Swedish Pornhouse werfen, die beim Double-Feature „In Bed with Frieda“ zuerst und dann noch „On Couch with Frieda“ eingeschlafen waren. Da hatte sich Willi leider beim Programmieren vertan, denn: Der März war ins Land gezogen mit seiner frischen Luft. Und da sollte man keine Filme zeigen, deren Ausstattung einen an das eigene Schlafdefizit erinnerte.
Nachdem die beiden Spinner draußen waren, holte ich noch ihre schmutzigen Taschentücher aus dem Vorführraum, denn sie hatten natürlich nicht die ganze Zeit geschlafen. Und nach dem Händewaschen machte ich die Abrechnung, die wieder einmal enttäuschend war. Frieda hatte früher deutlich mehr Fans, aber gut, mittlerweile gab es Internet. Die Enttäuschung darüber linderte ich mit Russenschnaps, dann sperrte ich den Laden zu.
Ich trat hinaus auf den Gürtel, atmete kräftig ein und spülte meine Lugen mit Sauerstoff, bevor ich mir einen dicken Joint anzündete, der mit reichlich Origano speziale gewürzt war. Ah, der Frühling! Endlich konnte ich mein lindgrünes Hawaiihemd wieder offen tragen, ohne dabei eine schlimme Erkältung zu riskieren. Und endlich gab es wieder Licht, das man mit der guten alten Carrera von den empfindlichen Äuglein fern halten musste.
Wie der junge Tag hüpfte ich zu meinem Datsun 280ZX, der in lieblichem Mintgrün gehalten war, drehte die Seitenfenster hinunter, roch am Duftbaum, und fuhr dann mit dem Schwung der wilden Frische von Limonen in Richtung Pink Flamingo hinunter, das nicht weit vom Pornhouse gelegen war.
Dort würde mich meine nigerianische Flamme Happiness in Empfang nehmen, irgendwann frühmorgens, wenn sie den letzten türkischen Fernfahrer nach Hause geschickt hatte, der nach ein paar Tausend Kilometern Road unter seinem Arsch auf dem Weg hinunter nach Istanbul bei ihr Halt machte, um sich entspannen zu lassen.
Die Zeit bis dahin überbrückte ich an der Bar mit zwei mal 20 Stück Luckys, dazu trank ich zehn Espressi kurz. Früher war es einfacher, wach zu bleiben.
Als mein Goldkind endlich fertig war, durfte auch ich noch für eine kurze „Geht aufs Haus“-Nummer über sie drüber rutschten. Aber da machte es ihr schon keinen Spaß mehr, denn sie war, wie sie schon öfter beklagt hatte, wetterfühlig. Und wenn der Föhn aus Richtung Tiroler Bergen zu uns herunter ins Wiener Becken wehte, dann hatte auch eine Raubkatze wie sie, mit einem gesunden Appetit auf Sex ausgestattet, plötzlich Kopfschmerzen.
Ich musste wieder Elan in unser Liebesleben bringen, also bat ich sie in den Datsun, machte vorne bei der Lugner-City kehrt, und fuhr hinaus in Richtung Höhenstraße. Schon bald hatte sie ihr hübsches Köpfchen auf Klein-Rocky gebettet, der sich in den engen Bluejeanshosen auf ihre wirklich sehr schönen Lippen freute.
Oben angekommen, parkte ich mich ein. Aber mein Schatz war eingeschlafen und schnarchte bereits ganz leise, und ich schaffte es nicht mehr, sie zu wecken. Ich blickte hinunter auf die schöne Stadt: Das da vorne - war das die UNO-City, oder das Krankenhaus? Verdammt! Mit meinen Carreras auf der Nase sah ich bei Nacht schon so schlecht!
Ich rauchte noch eine, dann lehnte auch ich mich zur Seite und schlief ein. Es würden wieder bessere Zeiten kommen, ganz bestimmt. Bald würde es Sommer werden.
https://buchkontor.buchkatalog.at/das-schwert-des-ostens-9783709979495