Arabella Kiesbauer
Immer haben sie ein Buch vor der Nase!" Diese Zeitungsschlagzeile über das Freizeitverhalten von Kindern hat Arabella Kiesbauers Mutter ihr mal ausgeschnitten und zum Waschtisch gelegt, wo sie selbst schon während des morgendlichen Zähneputzens immer "ein Buch vor der Nase" hatte. "Ich bin gerne in die Schule gegangen!", sagt die Lycée-français-Absolventin, "und Lernen ist bis zum heutigen Tag ein großer Bestandteil meines Lebens." Ihre zahlreichen beruflichen Tätigkeiten lassen sie u. a. zu Bauern kommen, die eine Frau suchen. Wie sieht es bei denen mit Lesen aus? "Da war schon einer dabei, der selbst Bücher schrieb. Aber im Großen und Ganzen arbeiten die so viel, dass sie am Abend oft halbtot ins Bett fallen." So wie sie während ihrer siebenjährigen Lesepause, die sie nach der Geburt ihrer Kinder einlegen musste. "Ich lese ja am liebsten abends im Bett noch eine halbe Stunde, aber wie alle Eltern war auch ich dafür einfach zu müde."
"Ich mag Bücher, die menschliche Abgründe freilegen, ich versinke gerne in den ein wenig verrückten Geschichten eines T. C. Boyle, Haruki Murakami oder Michel Houellebecq." Schon im Lycée sollte sie sich mit Honoré de Balzac und Émile Zola beschäftigen, und vor allem Letzterer begeistert sie bis heute. Seine ab 1869 konzipierte zwanzigteiligen Rougon-Macquart-Romanreihe findet sie fantasisch – Der Totschläger (L’Assommoir) oder Die Bestie im Menschen (La bête humaine)!" Zwei Jahre zuvor schon schrieb er Thérèse Raquin, eines ihrer Lieblingsbücher: "Seine anderen Bücher sind ja richtige Schinken, für die man nicht immer den Kopf hat. Aber das ist schön kurz, so fantastisch geschrieben, so gut aufgebaut, das geht zack, zack!" Im zurückliegenden Urlaub wollte sie mal wieder nur kurz reinlesen, "weil Bücher auch Freunde sind, in denen man auch nur den Anfang oder den Schluss lesen kann." Aber sie hat es dann doch wieder in zwei Tagen ausgelesen, zum mittlerweile sechsten oder siebten Mal. Im Original und meist abends im Bett. Da die Kinder nun größer sind, hat sie wieder mehr Zeit zum Lesen.