Joesi Prokopetz
Gerade ist Joesi Prokopetz unterwegs Richtung Schloss Albeck, um zusammen mit Roman Grinberg im gemeinsamen Programm Geh, lach doch nicht! den jüdischen Humor und den Wiener Schmäh zu erforschen, und keiner wäre dafür geeigneter als er. "Meine Mutter hat beim Heurigen gesungen neben anderen Schrammeln, die mit der Schrammelmusik nichts zu tun hatten", und das prägte seine Sprachliebe von Kindesbeinen an – bis heute kann er zahlreiche traditionelle Wienerlieder auswendig. "Auch wenn das Wienerische zu einem hohen Anteil widerwärtig ist, gefällt es mir doch sehr, vor allem: I mog gean grantige Leit hean, die dabei originell sind." Und am liebsten hat er es, wenn sie das Grantigsein mit einer Vielzahl an guten Pointen verbinden. Beispiel? Wenn der Karl Farkas einen Grantler im Kaffeehaus spielt und eine Frohnatur hereinkommt und die singenden Vögel lobt. "Na, wos soin s’ mochn? Klavier spün?", schmeißt ihm der Grantler entgegen. "Das mag ich!"
"Fürchterlich! Katholisch! Dunkel! Postfaschistoid!"
Als er mit Anfang 20 "out of the blue den unseligen Hofa" für den Ambros geschrieben hat, erlebte er das Wien der 70er-Jahre so: "Fürchterlich! Katholisch! Dunkel! Postfaschistoid!" Immer wieder habe man gehört: "Des hätt’s früher ned gebm! Wenn des der Hitler ...!" Und dass sich das heute in gewisser Weise wiederholt mit "Volkskanzler" und "großer Austausch", das macht ihm schon zu schaffen.
Zum Trost liest er dann sein Lebensbuch Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlandes in Anekdoten. "Der Friedrich Torberg ist einfach großartig mit seiner einmaligen, knappen, geraden, schnörkellosen Sprache! Und dann die Pointen!" Ein Beispiel? "Wo die vier Herren tarockieren und einer den Enkelbuben mithat, der dauernd stört. Beim nächsten Mal ist der Bub ruhig, und sie fragen den Opa: Was hast denn gmacht mit ihm? Und der sagt: Ich hab ihm das Onanieren beigebracht. Das gefällt mir schon sehr gut, da finde ich genau das, was der Wiener Schmäh ist." Darum liest er das Buch auch immer wieder und hört sich das Hörbuch an. "Und jedes Mal wieder muss ich lachen!"