Klaus Waldeck

Foto: Klaus Waldeck

Klaus Waldeck, 59, ist Musiker (Saint Privat) und Produzent (u.a. Kruder & Dorfmeister)

Erschienen am 08.11.2025 im STANDARD

Er ist Sohn eines Anwalts, der selbst die Anwaltsprüfung abgelegt und eine Dissertation über Urheberrecht geschrieben hat, in der Folge aber nie als Anwalt tätig war. Er erinnert sich: „Im elterlichen Haushalt gab es ein Bücherregal und eine PHILIPS-Hifi-Kompaktanlage mit Deckel, zwischen denen ich stets schwankte.“ Letztlich stand er, der heute erfolgreiche Musiker, öfter vor der Anlage und dirigierte zu laufenden Platten, als dass er las. Trotzdem sind ihm ein paar durchgeackerte Bücher in Erinnerung: „Ein Kampf um Rom habe ich sogar freiwillig gelesen“, weist er lachend auf die Bemühungen seines Vaters hin, aus ihm einen Leser zu machen. Das Buch des Historikers Felix Dahn, der auf die Völkerwanderung spezialisiert war, erschien 1876 und zählt zur Gattung der „Professorenromane“, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts populär waren und meist als „schwülstig“ und ktischig“ galten.

Ach! Wenn die Bücher heute nur schwülstig und kitschig wären! „In letzter Zeit steige ich beim Lesen oft aus, weil ich das Gefühl habe, dass mir das alles nichts mehr gibt. Entweder man kennt die Ideen schon, oder es ist alles  so bemüht und es wird alles reingepackt, was der Zeitgeist fordert. Das ist mir bei der Sybille Berg so gegangen, deren erste Bücher ich wirklich fantastisch fand, aber bei den letzten ging sich das nicht mehr aus. Oder Franzobel, der mal originelle, lustige Bücher geschrieben hat. Und jetzt? Ich weiß auch nicht, was mit dem los ist!“

Andere Autoren wiederum enttäuschen ihn nie: Arno Geigers zuletzt erschienenen Roman Reise nach Laredo mochten viele gar nicht, er aber hält ihn sogar für seinen besten. Wobei er Leute verstehen kann, die auch diese Buch „zu bemüht!“ finden. Bei Ian McEwans gerade erschienenem Roman Was wir wissen können nervte ihn der erste Teil ( „Klimakrise, Atomkrieg, schrumpfende Landmasse – wieder alles sehr bemüht!“) so sehr, dass er ihn schon weglegen wollte. „Aber im zweiten Teil spielt er in einer Art fiesem Kammerspiel wieder seine Stärken aus.“ Der Rezensent seiner bevorzugten NZZ, sagt er, bewertete die beiden Teil allerdings genau umgekehrt!

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