Gerald Votava
Das Gesamtwerk von Wolfgang Bauer steht bei ihm zuhause im Schuber neben der Terrence Hill-Bud Spencer-VHS-Collection, „seit wir im Rabenhof vor vielen Jahrzehnten eine Art Revue gemacht haben, die hart, aber herzlich war und mir eine große Freude bereitet hat. Mit Texten ausschließlich von ihm - nicht so, wie das heute üblich ist, dass man quasi ein Stück vom Nestroy neu schreibt. Ich liebe sein Gesamtwerk - seine Lyrik, die Mikrodramen – legendär! Wir haben mit Leuten geplaudert, die ihm nahe standen, er war ja immer lustig, er hat das Leben durchaus verehrt.“ Zusammen mit Rainer Binder-Krieglstein – „ein in der Wolle gefärbter Grazer wie Bauer“- steuerte er die Lieder zur Revue bei. „Da gibt es sogar eine fertige Platte, die wir nie herausgebracht haben - was wir aber noch tun sollten!“
Der Fieberkopf (1967) ist Bauers einziger Roman, dem der große Schmidt-Dengler eine „Sonderstellung innerhalb der zahlreichen österreichischen Romane der 60er- und 70-er Jahre“ zuweist. Der liebe Heinz schreibt an den lieben Frank und umgekehrt, oftmals kreuzen sich ihre Briefe und Telegramme, und der geplante Kauf eine Thermometers ist von nicht geringer Bedeutung. „Anfangs ist alles völlig banal, doch dann werden die Briefe wirrer und länger, tauchen immer neue Personen auf, werden die Schauplätze exotischer. Es ist wie die Reise in ein schizophrenes Gehirn, sehr psychodelisch, episch gut, ich konnte nicht aufhören. Die Rauschzustände im Werk von Wolfi Bauer taugen mir schon sehr. Als er das Buch geschrieben hat, war er 26 und Graz war nicht Swinging London. Dass er trotzdem die Antennen für all diese Strömungen hatte, finde ich sehr cool. Er nimmt auch so viel vorweg – die humoristische Darstellung von Gewalt beispielsweise, wie wir sie von Tarantino kennen.“
„Der Fieberkopf ist ein wirres, umständliches, penetrantes Werk, man möchte es in die Ecke werfen“, schrieb der Rezensent in der Süddeutschen Zeitung vom 14. November 1970. „Bis man kapiert, dass man nichts kapieren soll. Dass der Witz gerade in der Witzlosigkeit und Umständlichkeit liegt.“ Er freilich hat trotzdem ständig gelacht.
https://www.droschl.com/buch/der-fieberkopf/