Stefan

Foto: Rebhandl

Stefan ist 35, es geht ihm gut. Ich treffe ihn Anfang November bei einer Treibjagd westlich von Wien an einem herrlichen Spätherbsttag, der Wienerwald leuchtet in den schönsten Farben. Er ist extra aus Reith im Alpbachtal, Tiroler Unterland, angereist, um mit Freunden daran teilzunehmen. Vom Beruf ist er “sehr gut beschäftigter Baumeister”, Jäger ist er erst seit fünf Jahren, ihn trieb „reines Interesse.“ Die Jagdprüfungsvorbereitung dauerte „ein paar Monate, das war überschaubar“, danach machte er auf der BH die Prüfung. Die Ausrüstung kostet „von bis, nach oben hin gibt’s eigentlich keine Grenzen. Aber damit du halbwegs alles beisammen hast, so ein Starterequipement quasi, das kostet sicher 10000 Euro.“

Dann muss man „im Prinzip schauen, dass man aktiv Kontakte knüpft und nicht nur auf die Jagd gehen will, sondern auch beim Hochstandbau mitarbeitet, das Wild füttert und überhaupt alles tut, was dazu gehört.“ Da die Jagd eine Ganzjahresbeschäftigung ist, kann es schon passieren, dass er im Winter durch ein paar Meter Schnee stapfen muss. Den Hirschbart, ein Erbstück seines Großvaters, trägt er dabei nicht, den hält er in Ehren und trägt ihn nur zu besonderen Anlässen. Dann ist ihm auch wurscht, dass man normalerweise keinen Bart eines Stückes trägt, das man nicht selbst geschossen hat. Die Jagdfreunde, mit denen er danach gerne zusammensitzt, um fachzusimpeln, wissen eh, dass er selbst schon 20 bis 25 „Stuck“ geschossen hat. Wobei es ihm immer wichtig ist, dem Tier alle Ehre zu erweisen, es respektvoll zu behandeln und danach auch in ein paar Momenten der Stille dem Herrgott zu danken, dass es die schöne Natur mit den Tieren überhaupt gibt. „Im Herbst in den Tiroler Bergen – was Schöneres gibt es ja gar nicht!“

Heute wurde Stefan bei der Treibjagd der Ansitz 3 zugewiesen, wo er dann wie alle anderen Jäger im Laubwald knapp drei Stunden wartet, dass ihm entweder ein Fuchs oder ein Wildschwein vor die Flinte kommt. Ein Schwein hat er bisher noch nie geschossen, daher beschäftigt er sich davor damit, wie es sich verhält. Heute verhält es sich so, dass es nicht daherkommt, drei Stunden lang passiert überhaupt nichts. Am längsten hat Stefan aber einmal auf einem winterlichen Hochsitz in Deutschland ausgeharrt, in einer Vollmondnacht von 6 Uhr abends mit 8 Uhr früh. Dahergekommen ist freilich auch damals nichts, aber das war ihm wurscht, weil es ja – was viele nicht glauben – bei der Jagd nicht nur ums Schießen geht.

Vor einem Monat hat er eine „jagdfremde“, gleichwohl höchst liebenswerte „Person“ geheiratet, seine Frau, „die mit der Jagd gar nichts zu tun hat, außer, dass sie zum Glück nachher das Fleisch gerne kocht, das ich heimbringe  - Rehrücken und Leber, herrlich! Aber im Prinzip ist ja das ganze Stück zu verwerten“, und das wäre ein weitere Aspekt, der ihm an der Jagd gefällt.

Es war mir eine Ehre und Freude! Weidmanns Heil, lieber Stefan!

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