Günter

Foto: Rebhandl

Günther ist 62, es geht ihm gut. Der ehemalige Chef der Buch Wien kommt eleganten Schrittes an der Seite seiner Frau durch die Messehalle geschlendert, in der heute die Buchmesse eröffnet wird. Er trägt dabei einen auffällig eleganten, grauen Anzug mit Weste - etwas für Männer, nichts für kleine Buben. Wo er den her hat? Nicht ohne Stolz sagt er: „Von Lisa Kern“, der Berliner Maßschneiderin, die auch Couture für Film und Bühne anfertigt.

Öha!

Drei Anproben plus extra Anreise waren dafür notwendig, plus eine vierte Berlinreise für die Übergabe - nicht alle Reisen absolvierte er mit dem Flieger, und manchmal kombinierte er die Reise auch mit Dienstlichem. Auffälligkeiten wie schiefe Schultern oder krummer Rücken wurden bei der Vermessung nicht festgestellt, als Stoff wurde graues Mischgewebe aus Leinen, Baumwolle und einem Schuss Seide gewählt. Die Wahl des Schnittes überließ er der Meisterin, die Hose ist erfreulich weit, die gesamt Erscheinung erwachsen – im Gegensatz zu den Slim-Fit-Exzessen der Kurz-Jahre oder dem katastrophal geschnittenen Anzug des Vizekanzlers, der später noch die Eröffnungsrede halten wird. Krawatten dazu trägt er allerdings fast nie, „mit 14 bei der Konformation trug ich eine, und bei der Hochzeit hatte ich auch eine an.“

„Ich bin wirklich sehr glücklich, der Anzug trägt sich leicht und fällt locker, er hat etwas Britisches, ich fühle mich nicht overdressed. Es ist schön, sich schön anzuziehen, wobei: So wichtig ist es mir auch wieder nicht, ich bin ja kein Dorian Grey.“ Was ihn allerdings quält: „Ich darf weder Geldtasche noch Schlüssel in den Hosensack stecken, das hat mir Lisa Kern verboten, für einen großen Buben wie mich ist das aber eine Katastrophe.

„Als Fernseh- und Hörfunkpersönlichkeit schauen die Leute natürlich, was man an hat.“ Es wird also nicht einfach, einen Mittelweg zu finden zwischen „Hab ich den jetzt schon wieder an?“ und „Den ziehe ich selbstverständlich auch heute wieder an!“. Ob sich bei dem „vierstelligen Preis“ auch noch ein leichter Sommeranzug ausgehen wird? „Den müsste meine Frau budgetär genehmigen“, sagt er, bevor er sich bei ihr einhakt und lachend in der Menge verschwindet. Auffällig gut gekleidet.

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