Hallo was lesen Sie, Franz Adrian Wenzel?

Franz Adrian Wenzl (49) ist Austrofred, Sänger der Band Kreisky und Autor

In vielen deutschsprachigen Städten, in denen er auftritt, findet er Offene Bücherschränke: „Die sind teils schundig mit sehr viel Ruß wie dem Medicus drin, teils aber auch hervorragend betreut.“ In vielen fände man „quasi eine Wunschliste mit Büchern der 70er- und 80er-Jahre, Milan Kundera gibt es zuhauf.“ Am besten wären die, „um die sich eine Pensionistengruppe kümmert, die den Ruß aussortiert.“ Dann blieben Schätze wie unlängst Krieg und Frieden in einer sehr schönen Ausgabe übrig, allerdings: „Wann soll ich das lesen?“

In einer Wühlkiste vor einem Libro wiederum fand er einst Kleinzeit von Russel Hoban, eines der wenigen Bücher von ihm, die ins Deutsche übersetzt wurden. Er merkte sofort: „Das taugt mir! Auch, weil ich gerne Sachen habe, die nur mir gehören, von denen nicht allzuviele etwas wissen. In diesem Buch geht es hochsymbolisch und surreal um einen Typen, der ins Krankenhaus eingeliefert wird, weil er einen Schmerz zwischen A und B empfindet. Um ihn herum beginnen die Dinge zu sprechen.“

„Hoban war ursprünglich Kinderbuchautor, und das merkt man. Einerseits haben seine Bücher etwas Kindliches, fast Dämliches. Anderseits geht es immer um die Conditio humana, und das gefällt mir, wenn das Hohe und das Niedrige eng beisammen liegen.“ In den 80er-Jahren streifte Hoban aber auch das Genre Sci-Fi: „Riddley Walker spielt in einer Post-Atomkriegszukunft, die Leute suchen etwas, woran sie sich festhalten können. Sie finden in den Ruinen der Kathedrale von Canterbury ein Bild des Heiligen Eustachius auf der Jagd nach einem Hirschen, der im Geweih ein strahlendes Kruxifix trägt, dieses Strahlen schreiben sie den Atomen zu. Es folgt ein sehr blumiger Gründungsmyhtos einer zukünftigen Welt, das ist schon ziemlich gut!

Er war sogar mal bei einem Treffen in London, bei dem sich Gelehrte und Fans („Vielleicht 40 Leute“) zum Austausch trafen. Der Meister selbst kam für eine Lesung in eine Kinderbuchhandlung. „Seine Frau drückte mir seinen Gehstock in die Hand, den ich während der Lesung wie ein Ministrant halten sollte. Das war ein sehr guter Moment in meinem Leben, würde ich sagen.“

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