Sara Ostertag

Sara Ostertag (39) ist u. a. Theaterregisseurin, Dramaturgin und ab Herbst Leiterin des Wiener TAG. Foto: Privat

Ich erreiche sie auf der Probebühne des Landestheaters in Linz, wo sie The Broken Circle von Johan Heldenbergh inszeniert. In Linz kuratiert sie heuer auch das Schäxpir-Festival, weswegen sie heute schon in der Kultur­direktion war – Festivalplansitzung. Dazwischen­ hat sie mit dem Stadttheater Wiesbaden gezoomt. Ich hole sie also gedanklich nach Wien und frage sie, was ihr als vielfach Nestroy-Preis-Nominierte der alte Volkstheaterdichter noch sagt? "Also, Nestroy-Stücke sind jetzt nichts, was ich zwingend gerne in den Fingern halten würde. Aber ich mag das Couplet als solches, und wenn man in Österreich Theater macht, dann setzt man sich wie er auch irgendwann mit österreichischer Sprache und Dialekt auseinander."

Ihre Großmutter, eine Oberflächenphysikerin, hatte zahlreiche Abonnements und nahm die Enkelin früh mit ins Theater: "Wir waren sehr oft in der Volksoper, im Burgtheater oder bei den Festwochen. Aber auch in Reichenau und in Mörbisch, wo mir vor allem das Feuerwerk in Erinnerung blieb. Alle Schlingensief-Stücke in Wien haben wir mehrfach gesehen, und meine Oma war auch ein großer Pollesch-Fan. Sie hat mein späteres Interesse für das professionalisierte Theaterspielen jedenfalls sehr befürwortet." Ab Herbst übernimmt sie das TAG in der Gumpendorfer Straße, und sie und ihr Team lesen bereits viele Stoffe, "die sich mit Mehrsprachigkeit beschäftigen oder in verschiedenen Kulturräumen verankert sind".

Schon früher las sie passend dazu Amir Gudarzis Buch Das Ende ist nah: "Ein fantastischer Text mit einem unglaublich scharfen Blick auf Österreich, der durch die momentane politische Situation­ hier aktueller denn je ist. Er erzählt sprachlich unglaublich spannend sowohl seine politische Verfolgung im Iran als auch sein Ankommen und das Sich-Verorten in Österreich. Dazu eine sehr drastische, sehr klaustrophobische Liebesgeschichte, die in sehr vielen ­kleinen Details sehr viele Abhängig­keiten beschreibt. Man hat irgendwann das Gefühl, man wäre in einem Bergman-Film."

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