Lillian

Foto: Rebhandl

Ort: San Sebastian, Spanien

Zeit: 20.08.2024


Lillian geht es gut. Ich treffe die Musikbegeisterte zusammen mit fünf Freunden in einer Bar im baskischen San Sebastián, das hier auf Baskisch Donostia heisst, wo sie seit einer Woche Konzerten beiwohnen und der geliebten Musik lauschen. Während des Tages trifft man sich in der Stadt, isst Tapas und trinkt den leichten baskischen Txakoli – herrlich! Einer ihrer anwesenden Freunde ist sogar professioneller Sänger, der selbst auftreten wird, und ein anderer trug noch nie in seinem Leben einen Anzug. „Bis wir bei den Osterfestspielen in Salzburg zu einer Premiere gingen und er sich einen kaufen musste! Für zwei Abende in seinem Leben trug er dann einen Anzug!“ Er sieht aber auch ohne Anzug sehr gut aus.

„Ich habe erst ein Glas Wein getrunken“, lacht sie mit ansteckender Fröhlichkeit, „aber ich rede schon die ganze Zeit. Ich organisiere nämlich Events, I am a talker.“ Ihr perfektes Englisch hat sie von der Mutter, die neben Spanisch auch Englisch sprach. Sie ist, erklärt sie mir, „ein Mix. Mein Vater war Baske, meine Mutter Philippina. Ich wuchs in Mexico City auf, kam dann nach Barcelona und heiratete einen Mann. „I left the guy, but I stayed in Barcelona“, lacht sie. Dort gibt es viel Musik und Kultur, und nichts liebt sie mehr.

Dass sie auch Deutsch spricht, verrät sie mir erst, als sie fast schon am Gehen sind. Vor vielen Jahren machte sie einen Gesangskurs in Barcelona, und ihr Lehrer stammte aus Wien. „Als der Sommer kam, sagte der, für den nächsten Kurs kann ich auch nach Wien kommen.“ Er hatte Freunde, die in ihrer Wohnung in Barcelona blieben, während sie deren Wohnung in Wien nützte. „Ich ging in der Früh zur Universität und lernte sehr gut Italienisch“, lacht sie, „weil alle im Kurs aus Italien kamen“. Das Italienisch nützte ihr wiederum, wenn sie abends am Stehplatz in der Oper Turandot oder Aida lauschte. Danach ging es noch ins Sacher auf einen „chocolate cake“. So lernt man Sprachen, so gelingt ein Leben. Ich behalte Lillian als strahlenden Menschen in Erinnerung.

Adéu!

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