Hansi Hinterseer
Foto: Benevento publishing
Auf der diesjährigen BUCH WIEN interviewte ich auf der Bühne des STANDARD Österreichs Superstar Hansi Hinterseer, zusammen mit seinem Manager Hannes Schalle.
Hier das Gespräch
Ort: Buchmesse Wien
Zeit: 15.11.2025
DER STANDARD: Lieber Herr Hinterseer, ich begrüße Sie herzlich hier bei der Buch Wien auf der Bühne des STANDARD:
Hinterseer: Einen schönen guten Mittag wünsch ich Euch allen (tosender Applaus). Da kenn ich schon ein paar, die da unten sitzen. Griaß eich!
STANDARD: Ist das ein bisserl wie früher die Zieleinfahrt am Ganslernhang?
Hinterseer: Interessant, dass mich die Leute immer noch auf den einen Tag in Kitzbühel ansprechen. Dort waren vielleicht ein paar mehr, aber hier erkenne ich meine Musikfans, die mich schon seit Anfang begleiten haben, seit fast 31 Jahre. Das ist ein schönes Kompliment.
STANDARD: Herr Schalle, Sie haben sich für dieses Buch mit Hansi Hinterseer beschäftigt. Haben Sie sich danach gefragt, wie es das überhaupt gibt? So einen perfekten Menschen?
Hinterseer: (lacht) Da bin ich weit weg davon, du!
STANDARD: Jedenfalls so ein glücklicher, strahlender Mensch.
Foto: Mia Eidlhuber
Schalle: Als ich vor vier Jahren meinen Anschlag auf Hansi verübte oben auf der Alm bei Kitzbühel, wo wir mitten im Juli für einen Weihnachtsfilm Aufnahmen machten, schaute er mich an und fragte: Was schaust mich so an? Sag ich zu ihm: Ich habe eine Idee. Und die Idee war, dass wir zwei Filme über sein Leben machen, das eigentlich aus fünf Leben besteht. Und diese fünf Karrieren haben wir abgebildet. Dann habe ich gesagt: Jetzt schreib ich noch ein Buch. Und er schaut mich wieder an und sagt: Wofür ein Buch? Jetzt sitzen wir hier und haben das Buch. Für mich war es eine der wichtigsten Begegnungen mit einem Künstler, die ich je hatte. Und ich muss sagen, nach 350 Künstlern, die ich kennengelernt habe, ist er der, der wirklich perfekt ist.
STANDARD: Wäre die Welt schöner, wenn mehr Menschen wären wie Sie?
Hinterseer: (lacht) Das kann ich mir jetzt auch wieder nicht vorstellen. Aber es ist schön, dass ihr so nette Komplimente machts, das ist wirklich unglaublich. Und ja, es ist viel passiert in meinem Leben, und Menschen um sich zu haben, die immer wieder die richtigen Ideen haben, das ist einfach schön. Da unten steht ja der Norbert Blecha, der mit mir die Filme angefangen hat trotz verschiedener Schwierigkeiten, wo sie gesagt haben: Was will denn der mit dem Hinterseer, dem Blondel, dem Schifahrer? Was soll der in einem Fernseher machen? Aber er hat gesagt: Das ziehen wir durch. Und es sind schöne Filme entstanden. Und was der Hannes mit dem Buch gemacht hat: Wisst ihr, wenn einer sagt, jetzt schreiben wir ein Buch, dann heißt das ja immer: Jetzt haben wir nimmer lang, jetzt hört er dann auf. Bei mir ist es aber so, dass ich noch sehr viele Ideen habe.
STANDARD: Für mich steht die Kernaussage des Buches auf Seite 191: „Hansi Hinterseer verwendet keine Cremes.“ Weil er aus sich heraus strahlt?
Hinterseer: (lacht) So ist es.
STANDARD: Sie treten heute noch im Portofino in Wien-Simmering auf. Unsere schöne Stadt scheint mir so ein bisserl der Gegenentwurf zu Ihnen zu sein, grantig und mieselsüchtig. Wie geht es Ihnen denn bei uns? Sind Sie mit der U6 hergekommen?
Hinterseer: (lacht) Ich bin heute ein paar Minuten zu spät hergekommen, weil es so viele Baustellen gibt. Und bei der Herfahrt habe ich mich erinnert, wie ich damals als 18jähriger das erste Mal in die Stadt hereingefahren bin mit einem bärigen Auto, kein Navi, nur ein Plan. Da hab ich das erste Mal gemerkt: Aha, da geht’s nimmer weiter, und aha, da ist eine Einbahn…. Ich hab mir halt ein bisserl zeit nehmen müssen, aber ich hab‘s geschafft. Im Portofino trete ich immer gerne auf, in der Stadthalle habe ich viele Auftritte gehabt. Ich finde es schön, dass auch in Wien so viele Fans meine Musik mögen und hoffentlich auch das Buch, in dem sie lesen, was der Hansi alles gemacht hat.
STANDARD: Waren Sie denn ein natural born Schauspieler?
Hinterseer: Nicht wirklich.
STANDARD: Ein geborener Sänger?
Hinterseer: Auch nicht. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass ich auf mein Bauchgefühl gehört habe und dann immer den Schneid gehabt habe in meinem Leben zu sagen: Okay, das gefällt mir, da könnten wir was draus machen. Ich hab‘s probiert und bin in gewisser Weise erfolgreich gewesen, wenn ich da hinunter schaue zu meinen Fans…. Die merken, dass ich alles mit Freude für sie gemacht habe.
STANDARD: Da sitzen Kinder im Publikum, die ihre Weihnachtslieder lieben. Geht Ihnen das immer noch nahe?
Hinterseer: Aber hallo! Das ist ja nicht selbstverständlich. Damals im Sport, da war das Talent wichtig, gute Trainer, das Material. Aber im Endeffet bist du selbst gefordert, die Leistung zu bringen. Später habe ich Leute um mich herum gehabt, die das alles besser gekonnt haben als ich, aber entschieden hat immer der Hansi.
STANDARD: Sie hatten jedenfalls ein bäriges Leben. Haben Sie mittlerweile ein Markenrecht auf dieses Wort angemeldet? Darf man bärig sagen, ohne Sie um Erlaubnis zu bitten?
Hinterseer: Du bist noch nie in Tirol gewesen, oder? Schau, unser kleines Landl hat so viel Kultur, so viele Persönlichkeiten, und halt auch so viele Dialekte. Und wir in Tirol sagen halt bärig. Ich hab ja 26 Jahre kommentiert im Fernsehen, und da haben sie immer gesagt: Du musst Hochdeutsch sprechen. Da hab ich mir immer gedenkt: Na das ist nichts für mich! Ich möchte den Zuschauern ja was erklären, wie man sich als Rennläufer fühlt, was man spürt - aus meiner Sicht! Wenn ich da anfange Hochdeutsch zu reden, komme ich in die Bredouille, da geht überhaupt nix. Da red ich lieber, wie mir der Schnabel gewachsen ist.
STANDARD: In Ihrem ersten Film redeten Sie, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, und dann redete der Hansi im Fernsehen auf einmal Hochdeutsch. Wie kam`s?
Hinterseer: Wir haben eine Pressekonferenz gemacht, und ich war stolz, dass ich da in meinem ersten Film mitspielen durfte. Alle haben sie gesagt: Hansi, bärig! Für mich ein großes Kompliment. Dann kommt der Film im Fernsehen, und die haben mich einfach synchronisiert gehabt, ohne, dass ich was gewusst hätte. Da ist was zusammengebrochen in mir, ich war geschockt. Stellts euch das vor, wenn ihr selbst auf einmal eine andere Stimme habts! Aber bei den nächsten Filmen hat dann alles gepasst.
STANDARD: Herr Schalle, haben Sie auch Geschichten gesammelt, die nicht den Weg ins Buch fanden? Hat Hansi Hinterseer vielleicht eine heimliche Klage gegen seine Synchronstimme eingebracht?
Schalle: (lacht) Nein, überhaupt nicht. Das war in zwei Jahren einfach eine schöne Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, insgesamt habe ich 48 Stunden Videomaterial aufgenommen. Und was er mir nicht beantworten wollte, hat er mir nicht erzählt.
STANDARD: Dass er vielleicht lieber in Vorarlberg leben würde als in Tirol?
Scahle: (lacht) Darüber weiß ich nichts. Aber natürlich habe ich ihn gefragt, ob es ihn nicht gereizt hat, in Hollywood zu bleiben, dort eine Karriere zu machen und den Schwarzenegger zu übertrumpfen, nachdem er ja in Amerika als Schiprofi so erfolgreich war, dort zu den Oscars eingeladen wurde und sogar Model war. Da hat er gesagt: Na, ent‘n bleibm wollt‘ i eigentlich nie.
STANDARD: Dabei sind Sie, Herr Hinterseer, ja tatsächlich zu einem sehr polyglotten Mann geworden, Sie waren alleine 49 Mal in Japan.
Hinterseer: Ich habe das Leben kennengelernt, die Höhen und Tiefen. Wenn du erfolgreich bist, geht die Türe auf, wenn du einmal nicht mehr erfolgreich bist, fällt die Türe wieder zu. Das ist die beste Schule, und dabei hab ich noch dazu so viele schöne Platzerl kennenlernen dürfen. In Japan war ich sogar einmal nur wegen einem Tag! Da haben sie gesagt, sie brauchen mich wegen meiner eigenen Schikollektion zum Fotografieren. Damals war das nicht so einfach! Da ist man geflogen über Frankfurt und Anchorage bis Tokio. Oder die Südroute über München, Teheran und Bangkok. Aber ich war ein junger Mensch, ich war eingeladen, und wer kommt schon so oft nach Japan? Ich hab dort so tolle Erfolge gehabt, der Schnee hat mir gepasst, ich hab zwei Mal gewonnen, war zwei Mal Zweiter, einmal Dritter, es hab mir gefallen dort. Aber die Homat bleibt die Homat. Nach einer Woche spätestens wollte ich wieder daheim sein.
STANDARD: Was mich als Kind bei den Schiübetragungen an Ihnen besonders fasziniert hat, waren die Parablax.
Hinterseer: (lacht) Das war ein Hilfsmittel auf dem Schi vorne drauf gepickt, damit man nicht übersteigen kann. Das Problem war halt: wenn du überstiegen hast, bist du nimmer zurückgekommen. Da hat es Stürze gegeben, das könnt ihr euch gar nicht vorstellen.
STANDARD: Ein großer Erfinder zu eurer Zeit war der Erwin Stricker aus Sterzing in Südtirol.
Hinterseer: Der Erwin hat die verbogenen Stecken erfunden, Gott hab ihn selig, ein unglaublicher Typ. Was es den durch die Gegend geschüttelt hat! Aber er ist immer wieder aufgestanden und ist runtergerutscht. Dann kommt er eines Tages in Kitzbühel daher mit einem Sturzhelm, wunderschön, bis hinten zum Hintern, wenn man in Abfahrtspostion war. Erwin! Super! Bärig! Das neueste!, haben alle gesagt. Er fährt damit oben weg, macht den Schwung zur Mausefalle, will „aufmachen“, damit er den Sprung drucken kann, ist aber nicht mehr aufgekommen und in der Hocke über die Mausefalle bis ganz weit hinunter gesprungen, dort hat es ihn zerrissen. Und das mit dem neuen Helm war Geschichte.
STANDARD: Mit Arnold Schwarzenegger teilen Sie die Anliegen, unseren schönen Planeten möglichst zu erhalten und zu retten. Sie engagieren sich auch, was können wir besser machen?
Hinterseer: Jetzt wird es politisch. Ich glaub, wenn jeder von uns ein bisserl mehr auf sich selber schauen täte, dann wäre schon viel aufgeräumt. Wir haben so eine schöne Welt, wir leben in einem Paradies, jeder ein paar Jahrzehnte lang. Das Leben geht so schnell vorbei, und mitnehmen können wir nix. Der Frieden kommt von jedem einzelnen, und wer keinen Frieden gibt, der wird wahrscheinlich nie einen Frieden finden.
STANDARD: Im Hansi-Hinterseer Fansong heißt es:
Ist unser Alltag manchmal grau und leer
Und würden wir ihm gern entfliehen
Was uns dann hilft heißt Hansi Hinterseer
Er ist die beste Medizin
(Applaus)
Hinterseer: Aber Hallo!
STANDARD: Können Sie Ihren Wiener Fans Hoffnung machen, dass es mal eine Fan Wanderung um den Ring gibt, wenn ihr Alltag grau und leer ist?
Hinterseer: Die Fanwanderungen zehn Jahre lang waren wirklich einmalig, wir haben das Glück gehabt, dass nie was passiert ist, jeder hat das genossen und geschätzt. Der Berg war nach der Wanderung sauberer als er vorher war! Wir haben nix weggeschmissen. Zu dem Thema möchte ich daher nur sagen: Dahoam bleibt dahoam.
STANDARD: Singen sie heute Abend ein spezielles Programm?
Hinterseer: (lacht) Ich habe immer ein spezielles Programm. Der Chef im Portofino lässt mich singen, und wenn es ihm zu viel wird, dann gibt er mir ein Zeichen und wir lassen es gut sein.
STANDARD: Sie haben auch eine CD mit traditionellen Volksliedern aufgenommen.
Hinterseer: Schau, da kommt ein Sportler daher, der auf einmal zum Singen anfängt, das bin ich. Ich kann machen, was mir selbst gefällt, und ich habe eine Gaudi dabei. Wenn ich in Hamburg, die haben dort kein Wort verstanden, aber es hat ihnen gefallen. Also hab ich mir gedacht: Ich mache gerne volkstümliche Lieder, und meine Frau schreibt gerne guade Texte dazu, aber warum machst nicht einmal eine CD mit richtiger Volksmusik. Wir haben in Österreich so ein breites Volksliedgut, alleine die Schrammelmusik, die ist so schön… Bärig!
STANDARD: Entnehme ich Ihrer Aussage, dass es eine Schrammel-CD geben wird?
Hinterseer: (lacht) Na. Da trau ich mich nicht drüber.
STANDARD: Unsere 25 Minuten sind vorbei. Ist das ungefähr die Zeit, die Sie heute für die Streif hinunter brauchen?
Hinterseer: (lacht) Jetzt hab ich dich nicht verstanden.
STANDARD: Wie lange brauchen Sie heute für die Streif hinunter?
Hinterseer: Gmiatlich. Ich genieße. Ich brauch keinem mehr beweisen, dass ich Schifahren kann. Das vermisse ich bei den Leitl. Ein bisserl sind sie gestresst, schauen auf Kilometer, eigentlich hast eine Freiheit, warum lasst euch stressen? Genießt es. Bleibts stehen, schauts in die Natur. Das geht mir heute in bisserl ab.